Mainzer Physiker führt weltweit die genauesten direkten Massenmessungen
(Mainz, 8. März 2005, gie) Verliehen wird er für hervorragende wissenschaftliche Leistungen in der modernen Massenspektrometrie: Dr. Klaus Blaum vom Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhielt am 8. März in Rostock den renommierten Mattauch-Herzog Förderpreis in Höhe von 12.500 Euro. Die Deutsche Gesellschaft für Massenspektrometrie zeichnet damit die exzellenten Forschungsarbeiten des 33jährigen Mainzer Wissenschaftlers aus. Blaums Arbeitsgruppe führt mit Kollegen in einer internationalen Kollaboration weltweit die genauesten Massenmessungen an Kernen durch, die teilweise nur für wenige zehn Millisekunden leben. „Die Masse eines Atoms bzw. Atomkerns ist einzigartig wie ein Fingerabdruck“, erklärt Dr. Klaus Blaum, „die Präzisionsmassenmessungen sind daher u.a. wichtig, um Kernmodelle zu testen, Berechnungen zur Sternentstehung zu verbessern und das Standardmodell zu überprüfen, das erklärt, woraus die Welt besteht.“
Dr. Klaus Blaum hatte in den Jahren 2002-2004 eines der renommierten Fellowships am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf inne. Seit 2000 ist er Projektleiter des ISOLTRAP-Experiments und mit 33 Jahren bereits ein Experte auf dem Gebiet der Ionenfallentechnik. Für seine hervorragenden Arbeiten über die Massenbestimmung instabiler Atomkerne mit dem Penningfallen-Massenspektrometer ISOLTRAP und der Entwicklung einer Kohlenstoffcluster-Eichapparatur für absolute Massenmessungen erhielt er bereits 2004 den Gustav-Hertz-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Abgesehen von der Verbesserung von Kernmodellen und vom Test des Standardmodells geben präzise Kernmassenbestimmungen auch Aufschluss über die „Schwache Wechselwirkung“ – eine der fundamentalen Naturkräfte – sowie über astrophysikalische Fragestellungen zur Entstehung der chemischen Elemente im Inneren der Sterne.
Darüber hinaus leitet Dr. Klaus Blaum seit einem Jahr die Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe „Experimente mit gespeicherten und gekühlten Ionen“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die sich mit neuartigen Ionenfallenexperimenten befasst. Dabei steht die Entwicklung neuer Techniken zur Speicherung und Kühlung von Ionen (= geladene Atome) sowie die dadurch ermöglichten atom- und kernphysikalischen Präzisionsexperimente mit diesen Teilchen im Vordergrund. Ziel ist es, neue Verfahren zur Spektroskopie von gespeicherten und gekühlten Ionen zu entwickeln, die ihre Genauigkeit, Effizienz und Anwendbarkeit weiter steigern. Unter anderem wird ein Nachweis an einzelnen gespeicherten Ionen und Protonen in einer auf Flüssigstickstoff-Temperatur (ca. -200°C) gekühlten Falle entwickelt, der auch für die Identifikation der schwersten Elemente bedeutsam sein wird. Die Entwicklungen dienen zudem zukünftigen Experimenten zur Produktion und Untersuchung von Anti-Protonen und Anti-Wasserstoff.
Mit dem Mattauch-Herzog Förderpreis zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Massenspektrometrie seit 1988 jährlich einen jüngeren Forscher aus, dessen Arbeit entweder eine wichtige und neue Anwendung der Massenspektrometrie oder einen bedeutenden Fortschritt in der Methodik oder Instrumentation repräsentiert.