Neues Kapitel in der deutschen Forschungslandschaft
Heute ist in Mainz die Gründung des ersten Helmholtz-Instituts in Deutschland, des Helmholtz-Instituts Mainz, besiegelt worden. Dazu unterzeichneten Andreas Storm, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen, Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und Prof. Dr. Horst Stöcker, wissenschaftlicher Geschäftsführer des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung, gemeinsam ein Memorandum. Sie stellten Forschungsschwerpunkte und Struktur des neuen Helmholtz-Instituts Mainz vor, das seine Arbeit am 1. Juli aufnehmen und zu Struktur, Symmetrie und Stabilität von Materie und Antimaterie forschen wird.
"Mit dem Helmholtz-Institut Mainz wird Neuland in der Deutschen Forschungslandschaft beschritten: Erstmals gründen ein Helmholtzzentrum und eine Universität ein gemeinsames Institut. Damit werden die Forschungskapazitäten beider Partner gebündelt und die Chancen des wissenschaftlichen Nachwuchses auf eine herausragende Ausbildung dauerhaft gesteigert - eine klare 'win-win-Situation' für alle", erklärt der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Andreas Storm. "Die Gründung des Helmholtz-Instituts Mainz ist die erste institutionelle Kooperation einer rheinland-pfälzischen Hochschule mit der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Die Entscheidung für Mainz ist ein deutliches Signal für das Potenzial und die Attraktivität der Johannes Gutenberg-Universität und eine Bestätigung für die Nachhaltigkeit der Investitionen, die das Land in den Naturwissenschaften z.B. mit dem Elektronenbeschleuniger MAMI des Instituts für Kernphysik oder dem Leichtwasserforschungsreaktor TRIGA des Instituts für Kernchemie sowie der Forschungsinitiative getätigt hat", betont Wissenschaftsministerin Doris Ahnen. Es sei eine regelrechte Aufbruchstimmung am Wissenschaftsstandort Mainz zu spüren. Das Helmholtz-Institut sei in diesem Jahr neben der Zusage der Boehringer Ingelheim Stiftung, in den nächsten 10 Jahren 100 Millionen Euro in ein Exzellenzzentrum für Lebenswissenschaften zu investieren, innerhalb kürzester Zeit der zweite herausragende Impuls für zukunftsweisende Forschung in Rheinland-Pfalz, so Ministerin Ahnen weiter.
"Der Deutsche Bundestag hatte angeregt, dass die Helmholtz-Gemeinschaft ihre Präsenz auf alle Bundesländer ausdehnt. Diese Idee haben wir gerne aufgegriffen, auch um gleichzeitig unsere Kooperation mit Universitäten dort auszubauen, wo es gemeinsame Ziele und wissenschaftliche Stärken gibt", sagt Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. "Außer in Mainz sind Helmholtz-Institute in Thüringen und im Saarland geplant. Mit den Helmholtz-Instituten bündeln wir nationale Forschungskapazitäten, erschließen diese für die Programme der Helmholtz-Gemeinschaft und unterstützen gleichzeitig die Profilbildung der Partner-Universitäten", führt Mlynek aus.
Das Helmholtz-Institut Mainz wird zum einen Teil von Bund und Land finanziert, wobei der Bund 90% der laufenden Kosten, Rheinland-Pfalz 10% trägt. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz bringt in etwa gleicher Größenordnung technische Infrastruktur, wissenschaftliches und technisches Personal sowie Overheadmittel (z.B. Energiekosten) ein. Nach einer Anfangsphase wird das Institut ab 2011 dadurch über einen jährlichen Etat von insgesamt rund 10 Millionen Euro verfügen.
Das neue Helmholtz-Institut Mainz baut auf bereits lang bestehende Kooperationen zwischen der Johannes Gutenberg-Universität und dem GSI-Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft in Darmstadt auf. Es wird dauerhaft von einer Außenstelle des GSI und Kooperationsgruppen der Institute für Kernphysik, Physik und Kernchemie der Universität Mainz gebildet. Wissenschaftlicher Schwerpunkt des neuen Instituts ist die Erforschung der Reaktionen von Antimaterie an der sich im Aufbau befindlichen Beschleunigeranlage FAIR des GSI. Es werden neue, zukunftsfähige Beschleunigertechniken entwickelt und Atome aus Antimaterie wie z.B. Antiwasserstoff hergestellt und erforscht werden. Darüber hinaus wollen sich Arbeitsgruppen des Instituts der Herstellung und Erforschung neuer superschwerer chemischer Elemente widmen, die in der Natur nicht vorkommen.
"Das Helmholtz-Institut Mainz bietet als gänzlich neue Forschungsplattform die einmalige Möglichkeit, die enge und erfolgreiche Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum auszubauen, im Sinne einer strategischen Zusammenarbeit für das Zukunftsprojekt FAIR in Darmstadt, aber auch für gemeinsame Leuchtturmprojekte in der laufenden Forschung. Ziel des Helmholtz-Instituts ist es, insbesondere die komplementären Kompetenzen beider Institutionen zusammenzuführen, um daraus neue Ansätze und Lösungen für künftige Spitzenforschung zu entwickeln", sagt Prof. Dr. Horst Stöcker vom GSI. Die Errichtung eines Helmholtz-Instituts auf dem Mainzer Universitätscampus bedeutet eine nachhaltige Stärkung unserer Spitzenforschung in der Kernphysik und der Kernchemie insbesondere auch in Kooperation mit dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, "was zur weiteren Schärfung unseres Forschungsprofils – national und international – beiträgt."
Das Institut wird seine Arbeit zunächst in Räumen der Universität Mainz aufnehmen und mittelfristig in einem Neubau auf dem Campus der Universität in unmittelbarer Nähe zu den Instituten für Kernphysik und Kernchemie untergebracht werden. Seitens des Landes sei eine Unterstützung für den Neubau mit bis zu 20 Millionen Euro zugesagt.