ERC Synergy Grant in Höhe von knapp 10 Millionen Euro geht an Forschergruppe mit Beteiligung des Mainzer Physikers Jairo Sinova
22.01.2014
Univ.-Prof. Dr. Jairo Sinova von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) erhält für Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Spintronik gemeinsam mit Projektpartnern in Großbritannien und der Tschechischen Republik einen hoch begehrten ERC Synergy Grant. Synergy Grants sind ein Förderinstrument des Europäischen Forschungsrats (ERC), um die Zusammenarbeit von herausragenden Wissenschaftlern bei zukunftsweisenden Projekten zu ermöglichen. Jeder einzelne der beteiligten Wissenschaftler muss zu den Spitzenforschern auf seinem speziellen Gebiet gehören und über ein hohes Maß an innovativem Potenzial verfügen, damit die Förderung gewährt wird. Die Fördersumme für das Projekt "Spin-charge conversion and spin caloritronics at hybrid organic-inorganic interfaces" beträgt 9,7 Millionen Euro bei einer Laufzeit von sechs Jahren bis Februar 2020. Beteiligt sind neben Jairo Sinova von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zudem Henning Sirringhaus von der University of Cambridge als Sprecher der Gruppe, Jörg Wunderlich von Hitachi Europe Limited und dem Institut für Physik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Iain McCulloch vom Imperial College of Science, Technology and Medicine, London.
Jairo Sinova kam Anfang Januar 2014 von der US-amerikanischen Texas A&M University an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, nachdem er im Oktober 2013 eine der angesehenen Alexander von Humboldt-Professuren und damit den höchstdotierten deutschen Forschungspreis erhalten hatte. Sinova gilt als herausragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der theoretischen Festkörperphysik. Er wurde an der JGU auf eine Professur für Theoretische Physik mit dem Schwerpunkt "Elektronische und magnetische Eigenschaften kondensierter Materie" berufen.
In dem vom ERC bewilligten Forschungsprojekt werden die beteiligten Physiker an der Entwicklung neuer Konzepte in der Spintronik arbeiten. Die Spintronik nutzt den Eigendrehimpuls der Elektronen und nicht mehr deren elektrische Ladung wie beispielsweise in Siliziumchips. Das Forscherteam hofft, durch die Kombination aus anorganischer Spintronik mit organischen Materialien bessere Ergebnisse zu erhalten als sie mit anorganischen Systemen allein zu erreichen wären. Der Vorteil bei der Verwendung von Polymeren wäre die Flexibilität des Materials, die Kontrolle der physikalischen Eigenschaften und die vergleichsweise einfache Herstellung. Im Rahmen der gemeinsamen Forschungsarbeiten wird Sinova insbesondere für die Theorie und Simulationen verantwortlich zeichnen.
Der ERC Synergy Grant und die damit verbundenen Arbeiten stellen einen weiteren Baustein und eine ideale Ergänzung für das von der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützte "Spin Phenomena Interdisciplinary Center" (SPICE) dar. In diesem Zentrum möchte Sinova theoretische und experimentell arbeitende Gruppen aus unterschiedlichen Disziplinen in Mainz zusammenbringen, um Spinphänomene zu untersuchen.
ERC Synergy Grants wurden bisher in zwei Pilot-Ausschreibungen vergeben. Es handelt sich um die am höchsten dotierte EU-Förderung mit bis zu 15 Millionen Euro pro Projekt. Von den knapp 450 Anträgen in der zweiten Ausschreibung wurden 13 Vorschläge angenommen. Insgesamt werden nach zwei Ausschreibungsrunden somit nur 24 Projekte in ganz Europa gefördert. Die Mittel werden für bahnbrechende Pionierforschung an Gruppen bestehend aus zwei bis vier Wissenschaftlern und ihren Teams vergeben. Die Förderung erhalten nur Forscher, die bereits bedeutende Errungenschaften vorweisen können und mindestens seit zehn Jahren auf international höchstem Niveau erfolgreich gearbeitet haben. Ausschlaggebend für die Förderung des ERC ist allein die wissenschaftliche Exzellenz der Forschenden und ihres Forschungsprojekts. Damit ist ein ERC Grant auch als individuelle Auszeichnung zu verstehen.