Auszeichnung für international herausragende Arbeiten zur Theorie stark korrelierter Quantensysteme
(Mainz, 16. November 2006, lei) Die Graduiertenschule MAINZ der Johannes Gutenberg-Universität hat zum dritten Mal den Gutenberg Lecture Award vergeben. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ging an den Physiker Eugene A. Demler, Professor an der Harvard University, für seine Arbeiten über stark korrelierte Quantensysteme.
Univ.-Prof. Dr. Immanuel Bloch, Leiter der Arbeitsgruppe Quanten-, Atom- und Neutronenphysik (QUANTUM) an der Uni Mainz und Leibnizpreisträger 2005, würdigte in seiner Laudatio Demler als hervorragenden Wissenschaftler, der gerade in jüngster Zeit mit seinen Arbeiten zu stark wechselwirkenden atomaren Quantengasen großes internationales Ansehen erworben habe.
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Prof. Dr. Eugene Demler und Prof. Dr. Immanuel Bloch |
Die Graduiertenschule "Material Science in Mainz (MAINZ)" bietet derzeit 30 exzellenten Nachwuchsforschern aus dem In- und Ausland die Möglichkeit, auf einem hochaktuellen Forschungsgebiet mit besonderer Förderung seitens der Universität zu for-schen und zu promovieren. Übergreifendes Ziel dieser Arbeiten ist es herauszufinden, wie komplexe Materie funktioniert, und darauf aufbauend Theorien zur Entwicklung neuer funktionaler Materialien wie beispielsweise Supraleitern aufzustellen. Zur Graduiertenschule MAINZ gehören die beiden Graduiertenzentren der Exzellenz: „Polymers in advanced materials“ (Polymat) und „Strongly correlated quantum systems (Matcor) der Uni Mainz und der TU Kaiserslautern, die von der Landesregierung im Rahmen des Hochschulprogramms „Wissen schafft Zukunft“ im Juli vergangenen Jahres bewilligt wurden. Die dritte Säule der Exzellenzschule ist die International Max Planck Research School for Polymer Materials (IMPRS).
Im Rahmen dieser Exzellenzförderung vergibt MAINZ verschiedene Preise, sowohl an Promovenden und Doktoranden als auch an bereits renommierte Wissenschaftler auf dem Gebiet neuer funktionaler Materialien und ihrer grundlegenden Erforschung. Bei der erstmaligen Verleihung des Gutenberg Lecture Award im Mai 2006 wurde der Chemie-Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn aus Straßburg ausgezeichnet.
Mit der dritten Vergabe des Gutenberg Lecture Award an Prof. Dr. Eugene A. Demler erhält einer der jüngsten Hochschullehrer am Department of Physics der renommierten Harvard University in Cambridge, Massachusetts, die Auszeichnung. Gerade einmal drei Jahre nach seiner Promotion zu Hochtemperatur-Supraleitern an der Stanford University machte Harvard ihn 2001 zum Assistant Professor. Nach nur drei weiteren Jahren folgte der Ruf auf eine permanente Professur. Demlers Arbeitsgebiet ist die Theorie stark korrelierter Quantensysteme, angefangen von Hochtemperatur-Supraleitern und Quanten-Antiferromagneten über Quanten-Hall-Systeme bis hin zu stark wechselwirkenden, ultrakalten atomaren Quantengasen. Bislang, so die Darstellung von Demler, gebe es keinen allgemeingültigen Ansatz, um stark korrelierte Quantensysteme zu verstehen. So sei beispielsweise die Natur von Hochtemperatur-Supraleitern noch immer mysteriös, obwohl bereits jahrelang intensiv darüber geforscht werde. Ein Hauptziel seiner Forschungen sei es, so Demler, zum Verständnis der Physik stark korrelierter Quantensysteme ein einheitliches Rahmenwerk zu etablieren.
Zahlreiche der von Demler untersuchten Systeme werden im Hinblick auf eine spätere industrielle Anwendung als äußerst vielversprechend angesehen. Bereits jetzt sind Hochtemperatur-Supraleiter für effiziente Energieübertragungen im Einsatz. Sie werden auch zur Konstruktion neuartiger elektronischer Bausteine verwendet. Magnetische Materialien können als Speichermedien dienen. Quanten-Hall-Systeme und bosonische Atome in Gitternetzen könnten in Zukunft für Quantencomputer und Quantenkommunikation wichtig werden.