Angesichts der Diskussion über Klimawandel und die Veränderung der Umwelt durch den Menschen ist die wissenschaftliche Untersuchung von Erdprozessen ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Denn die Verschiebung der Klimazonen und die Zunahme extremer Naturereignisse hätten immense Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Mainzer Forschungszentrum "Erdsystemwissenschaften" koordiniert und integriert alle relevanten Aspekte von der klassischen Klimaforschung bis hin zu den Wechselwirkungen zwischen Erdprozessen und Kulturen.
Seit Jahrzehnten zählt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz insbesondere auch durch die enge Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Chemie zu den international anerkannten Zentren der Klimaforschung. Dies wurde nicht zuletzt durch die Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1995 an den Mainzer Atmosphärenchemiker Paul Crutzen eindrucksvoll bestätigt.
Angesichts der Komplexität des "Systems Erde" sind Fortschritte im Verständnis des Klimasystems nur durch die Erforschung aller Aspekte von Erdprozessen zu erwarten. Die Mainzer Wissenschaftler verfolgen hierzu einen interdisziplinären Forschungsansatz, der sowohl die Grenzen zwischen den traditionellen Naturwissenschaften als auch die Grenzen zwischen Natur- und Geistes- bzw. Wirtschaftswissenschaften überwindet. Das Forschungszentrum vereint dabei die wissenschaftliche Kompetenz der Johannes Gutenberg-Universität mit der des Max-Planck-Instituts für Chemie, des Römisch-Germanischen Zentralmuseums und der Fachhochschule Mainz.
Das Forschungszentrum "Erdsystemwissenschaften" koordiniert und integriert die unterschiedlichen Aspekte der Erdsystemforschung in einem "Gesamtmodell Erde" unter den Themen "Modernes Klima", "Prozesse der festen Erde", "Paläoklima" sowie "Kultur und Gesellschaft". Den Kern bilden dabei die traditionellen Mainzer Hochburgen: die Atmosphärenforschung, die Wissenschaften der festen Erde, die Biogeochemie, das Paläoklima sowie die geochemische Mikro- und Nanoanalyse. Darüber hinaus wird auch der Mensch als Teil des Erdsystems verstanden und neben der klassischen Klimaforschung werden die Wechselwirkungen zwischen Erdprozessen und Kulturen untersucht. Wie reagieren Menschen in unterschiedlichen Erdteilen auf Naturkatastrophen? Gibt es verstärkt Migrationsbewegungen von Tieren, Pflanzen und sogar Menschen? Wie wirkt sich das Verständnis von Umwelt und Natur auf den Klimawandel aus? Mit der Integration solcher Fragestellungen erhält das Mainzer Forschungszentrum ein eigenständiges und unverwechselbares Profil, das es von den weltweit bereits bestehenden Zentren für Erdsystemwissenschaften, die auf Erdprozesse oder Klima spezialisiert sind, deutlich unterscheidet.
Für die notwendigen qualitativen und quantitativen Analysen, zum Beispiel von atmosphärischen Gasen, Wasser- und Bodenproben, Eisbohrkernen, Pollenfunden, Fossilien oder auch archäologischen Funden, will das Forschungszentrum ein Naturwissenschaftliches Zentrallabor einrichten. Teure Untersuchungsgeräte wie Massenspektrometer und Rasterelektronenmikroskope können dann gemeinsam genutzt werden.