Ehrenkolloquium zum 100. Geburtstag von Gerhard Klages

JGU und Max-Planck-Institut für Polymerforschung ehren den Experimentalphysiker Gerhard Klages in seinem 100. Lebensjahr

23.06.2015

Mit einem Ehrenkolloquium am 23. Juni 2015 haben die physikalischen Institute der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und das Max-Planck-Institut für Polymerforschung zusammen mit zahlreichen Gästen den bevorstehenden 100. Geburtstag von Prof. Dr. Gerhard Klages gefeiert. Klages war fast 30 Jahre als Professor am Institut für Physik der JGU und Experte für Mikrowellenphysik tätig. Er hat sich in dieser Zeit insbesondere große Verdienste um die Entwicklung der Dielektrischen Spektroskopie erworben und wurde anlässlich des Ehrenkolloquiums als engagierter und überaus geschätzten Lehrer und Kollege gewürdigt.

Gerhard Klages, geboren am 11. September 1915 in Holzminden, gehörte der JGU nahezu seit ihrer Wiedergründung 1946 an. Nach einem Studium in Freiburg und Berlin und der Promotion in Berlin bei Max von Laue wurde er 1947 Hochschuldozent, habilitierte sich für das Fachgebiet Experimentalphysik und wurde Professor am Institut für Physik der Mainzer Universität, der er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1980 angehörte.

Klages Arbeitsgebiet als Experimentalphysiker lag im Grenzgebiet zur physikalischen Chemie und umfasste Experimente mit elektrischen Wechselfeldern hoher Frequenz, um die Struktur von Molekülen aufzuklären. Dazu sind Messungen über einen sehr breiten Bereich hoher Frequenzen erforderlich, der insbesondere auch die Mikrowellen umfasst. Klages entwickelte mit seiner Arbeitsgruppe in Mainz Apparaturen für immer kürzere Wellenlängen und konnte Mitte der 1960er Jahre bei Wellenlängen von einigen Millimetern und schließlich sogar im Submillimeterbereich Messungen vornehmen. Wie Prof. Dr. Manfred Stockhausen von der Universität Münster, ein ehemaliger Schüler von Klages, bei dem Kolloquium dazu ausführte, begründete Klages mit seinen Entwicklungen eines der führenden Laboratorien für die Forschung auf dem Gebiet, das heute „Dielektrische Spektroskopie“ genannt wird.

Sein besonderes Interesse widmete Klages molekularen Flüssigkeiten. Mittels der Dielektrischen Spektroskopie konnte er nicht nur Informationen über die Struktur und die innere Beweglichkeit von Molekülen bekommen, die man in verdünnten Lösungen – sozusagen einzeln, von ihresgleichen getrennt – untersuchte, sondern auch über zwischenmolekulare Strukturen und Bewegungsvorgänge in reinen Flüssigkeiten, in denen die beobachteten Moleküle untereinander in enger Wechselwirkung stehen.

Zahlreichen Lehramtskandidaten, Diplomanden und Doktoranden konnte Klages den Blick für das Wesentliche eines physikalischen Problems vermitteln. Er war als ausgezeichneter Lehrer geschätzt, der lebendige und einprägsame Lehrveranstaltungen abhielt. Klages schrieb eine „Einführung in die Mikrowellenphysik“ und führte das „Kurze Lehrbuch der Physik“ von Stuart fort, das sich als „Stuart-Klages“ großer Beliebtheit bei Nebenfachstudierenden erfreut. Auch als „Ruheständler“ blieb der Physiker aktiv und veröffentlichte noch Arbeiten zu molekülphysikalischen Fragen.