Christof Wetterich ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2014

International renommierter Heidelberger Physiker stellt das Universum und seine Geschichte in den Mittelpunkt der Vorlesungsreihe im kommenden Sommersemester

02.12.2013

Er gilt als einer der kreativsten Vordenker der Astrophysik: Prof. Dr. Christof Wetterich forscht nach dem Ursprung des Universums und sucht nach Erklärungen für die Existenz und Wirkung der Dunklen Energie. Ihr Verständnis verspricht Rückschlüsse auf den Ursprung und die Zukunft des Weltalls. Der Heidelberger Physiker ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2014 der "Freunde der Universität Mainz e.V.". In seiner Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Vom Urknall zur Dunklen Energie – Eine Zeitreise durch das Universum" wird sich Prof. Dr. Christof Wetterich gemeinsam mit hochkarätigen Wissenschaftlern von internationalem Rang mit Modellen des jetzigen Universums und seiner sich über Milliarden von Jahren erstreckenden Geschichte auseinandersetzen.

"Christof Wetterich gehört zu den international führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Kosmologie, der Teilchen- und der Gravitationsphysik", erklärt Peter Radermacher, Vorsitzender der Vereinigung der "Freunde der Universität Mainz e.V.". "Mit der Higgs-Entdeckung als einer der wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen der letzten 30 Jahre befindet sich die Teilchenphysik in einer spannenden Phase der Weiterentwicklung. Die Erkenntnisse der kommenden Jahre könnten unser Weltbild auf ebenso revolutionäre Weise prägen, wie dies bei der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik im frühen letzten Jahrhundert der Fall war. Vor dem Hintergrund seiner herausragenden Forschungsleistung wird Wetterich wie kein anderer Akzente in der aktuellen Diskussion um die Expansion des Universums setzen und auf diese Weise dem Anspruch unserer Stiftungsprofessur in geradezu idealer Weise gerecht werden."

Atemberaubende astronomische Beobachtungen der letzten Jahre lassen gemäß den Worten von Prof. Dr. Christof Wetterich einen Traum der Menschheit wahr werden: eine durch Beobachtung abgestützte Beschreibung des jetzigen Universums und seiner Geschichte seit Milliarden von Jahren. Kombiniert mit den Entdeckungen der Elementarteilchenphysik ergibt sich seiner Ansicht nach ein konsistentes Bild des Universums vom Zeitpunkt eines Millionstels einer Millionstelsekunde nach dem Urknall bis heute.

"In seiner Vorlesungsreihe im Sommersemester 2014 wird sich Prof. Dr. Christof Wetterich den elementaren Fragen wie der Entstehung und Entwicklung des Universums und der Bedeutung von Raum und Zeit widmen", so der Vorsitzende der Stiftung Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur, Univ.-Prof. Dr. Andreas Cesana. "Und er wird sich mit den großen Fragen der Kosmologie befassen: Woraus besteht das Universum? Was ist die Natur der Dunklen Energie und der Dunklen Materie? Wie sieht die Zukunft unseres Universums aus? Woraus entstand unser Universum beim Urknall? Welche Rolle spielen Zeit und Raum am Urknall? Gibt es ein 'Vorher'? Sind die Naturgesetze der Physik veränderlich? Weitere Themen, die insbesondere mit den Gastrednern erörtert werden sollen, betreffen die Dunkle Materie, Schwarze Löcher, die Messung der beschleunigten Expansion durch Supernova-Explosionen sowie Computer-Simulationen der Entstehung von Galaxien und Galaxien-Haufen."

Prof. Dr. Christof Wetterich ist international ausgewiesen durch seine Arbeiten über die Dunkle Energie, die 70 Prozent der Energiedichte im Universum ausmacht. Bereits 1987, mehr als zehn Jahre bevor Dunkle Energie tatsächlich im Kosmos entdeckt wurde, beschrieb er die mögliche Existenz sog. dynamischer Dunkler Energie. Dabei untersucht der Heidelberger Wissenschaftler die Rolle der Dunklen Energie für die kosmische Hintergrundstrahlung und für die Strukturentstehung im Universum sowie mögliche Kopplungen zwischen Dunkler Energie und Dunkler Materie. Wetterich ist zudem bekannt für die Entwicklung der Methode der funktionalen Renormierung. Diese erlaubt es, die Komplexität der makroskopischen Welt auf die "einfachen" physikalischen Gesetze des Mikrokosmos zurückzuführen. Mit dem Quintessence-Modell hat er eine der populärsten Erklärungen für die beschleunigte Expansion des Universums geliefert.

Nach dem Studium der Physik an den Universitäten Paris, Köln und Freiburg wurde Christof Wetterich im Jahr 1979 an der Universität Freiburg promoviert. Der 1952 geborene Wissenschaftler arbeitete zunächst an der Universität Freiburg, ehe er am Europäischen Forschungszentrum CERN in Genf, an der Universität Bern und am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg forschte. Im Jahr 1992 wurde der Physiker an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg berufen. Im Jahr 2005 erhielt Wetterich für seine Forschungsarbeiten zur Dunklen Energie den Max-Planck-Forschungspreis, 2011 eine hochdotierte fünfjährige Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC), einen ERC Advanced Grant für Spitzenforscher in Europa. Der international hoch angesehene Heidelberger Physiker war von 1996-1998 Mitglied des Wissenschaftlichen Rats von DESY und ist seit 1998 Mitglied des Auswahlausschusses für Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung.

"Wie können wir das Rätsel der Masse lösen? Welchen Phänomenen werden wir jenseits des Standardmodells der Physik begegnen? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Universität stehen seit vielen Jahren an der Spitze der Teilchen-, Hadronen-, Kern- und Atomphysik und widmen sich intensiv diesen Fragen. Ihre herausragenden Leistungen führten im Jahr 2012 zur Einrichtung des Exzellenzclusters PRISMA", betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch. "In Christof Wetterich hat die JGU somit einen ausgezeichneten Ansprechpartner für diese wissenschaftlichen Fragestellungen gefunden, was erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf unsere Universität lenken und damit maßgeblich zu ihrem Ansehen beitragen wird."

Eingerichtet hat der Verein der "Freunde der Universität Mainz e.V." die Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur" anlässlich des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005), der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006), der Immunologe Fritz Melchers (2007), der Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma (2008), der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann (2009), die Neuropsychologin und Kognitionswissenschaftlerin Angela D. Friederici (2010), der Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler Gottfried Boehm (2011), der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk (2012) und der Finanzwissenschaftler Gerold Krause-Junk (2013).