Physik-Nobelpreisträger hat sich als herausragender Wissenschaftler auch in vielfältiger Weise um die Lehre verdient gemacht
31.05.2016
Der Physik-Nobelpreisträger Carl Wieman erhält den Gutenberg Teaching Award 2016. Das Gutenberg Lehrkolleg (GLK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zeichnet damit einen herausragenden Wissenschaftler aus, der sich über seine Forschungserfolge in der Quantenoptik hinaus um die Vermittlung von Wissen und die akademische Lehre in außergewöhnlicher Weise verdient gemacht hat. "Es ist uns eine besondere Freude und große Ehre, in diesem Jahr Professor Wieman den Gutenberg Teaching Award zu verleihen", erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch. "Carl Wieman ist ein absolut herausragender Wissenschaftler, der sich jedoch nicht nur für die Forschung, sondern zudem in unvergleichlicher Art und Weise für die didaktische Vermittlung von Wissen und die Ausbildung der Studierenden einsetzt." Zu Wiemans Initiativen zählt unter anderem die Gründung der Carl Wieman Science Education Initiative (CWSEI).
Carl Wieman, geboren 1951, studierte Physik am Massachusetts Institute of Technology (MIT). 1975 wechselte er an die Stanford University an den Lehrstuhl des späteren Nobelpreisträgers Theodor Hänsch, bei dem er 1977 promovierte. Es folgten Stationen als Assistenzprofessor an der University of Michigan in Ann Arbor und als Professor für Physik an der University of Colorado in Boulder. 1995 gelang ihm zusammen mit Eric Cornell die Erzeugung des Bose-Einstein-Kondensats, des vierten Aggregatszustands der Materie. Hierfür erhielt er 2001 zusammen mit Eric Cornell und Wolfgang Ketterle zu gleichen Teilen den Nobelpreis für Physik. In den Folgejahren widmete sich Wieman verstärkt der didaktisch korrekten Wissensvermittlung und wurde 2004 mit drei weiteren Dozenten als "U.S. Professor of the Year" ausgezeichnet. 2006 ging er an die University of British Columbia in Vancouver, wo er die CWSEI gründete. Seit 2013 lehrt er in einer kombinierten Anstellung am Physikdepartment der Stanford University sowie an der dortigen Graduate School of Education.
Wieman beschäftigt sich insbesondere mit der Vermittlung von naturwissenschaftlichem, technischem und mathematischem Wissen. Die CWSEI, die als Institut an der University of British Columbia eingerichtet wurde, umfasst mittlerweile sieben aktiv arbeitende Abteilungen von den Biowissenschaften über die Informatik und Physik bis zu Chemie und Mathematik. "Diese Einrichtung ist weltweit einzigartig. Sie erlaubt eine gleichzeitig fachliche und fachdidaktische hochkompetente Wissensvermittlung und dient in beispielhafter Weise der Ausbildung von Bachelorstudierenden und Lehramtskandidaten", so Prof. Dr. Harald Paulsen, Direktor des Gutenberg Lehrkollegs.
Nach zwei Jahren im "White House Office of Science and Technology" als Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Angelegenheiten der Wissenschaftsbildung setzt sich Wieman nun an der Stanford University für die weitere Verbesserung einer fachdidaktisch untermauerten Ausbildung von Bachelorstudierenden in den Naturwissenschaften ein. Wiemans Methodik basiert auf einer Analyse und Bestandsaufnahme der zu vermittelnden Lerninhalte in Verbindung mit empirischen Studien. In der Lehre setzt Wieman gezielt neuartige Werkzeuge und moderne Medien und Technologien ein. "Mit Carl Wieman zeichnet das Gutenberg Lehrkolleg eine international hoch renommierte Persönlichkeit der Wissenschaft und der Lehre aus. Die von ihm entwickelten Konzepte können starke neue Impulse setzen, um die Lehransätze in den naturwissenschaftlichen Disziplinen der JGU weiter zu verbessern und zu verfeinern", so Paulsen weiter.
Der Gutenberg Teaching Award wird Wieman im Frühjahr 2017 bei einem offiziellen Festakt verliehen, wenn der Preisträger zu einem Gastaufenthalt an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz kommt. Dabei werden Lehrende der Physik und aller anderen Fachbereiche und Hochschulen Gelegenheit haben, sich mit Professor Carl Wieman über seine didaktischen Konzepte auszutauschen.
Das Gutenberg Lehrkolleg wurde Anfang 2011 eingerichtet und erfüllt zum einen strategische Aufgaben zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Lehre und der Studienstrukturen an der JGU, zum anderen initiiert es Maßnahmen zur Förderung der Lehre und der akademischen Lehrkompetenz unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte Forschungsorientierung, Interdisziplinarität, Internationalität und Berufsorientierung. Der Gutenberg Teaching Award ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde im Jahr 2014 erstmals vergeben.